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Klein aber gemein! Kunststoffe und Mikroplastik in der Kosmetik

Plastikmaterialien stehen wegen ihrer ökologischen Probleme weiterhin in der Kritik. Dies betrifft die äussere Verpackung, die Behälter, aber auch die Inhaltsstoffe von Kosmetika - insbesondere, wenn es um kleine Partikel sprich Mikroplastik geht.

 

Was ist was?

Von Polymeren spricht man, wenn ein Stoff aus vielen aneinandergereihten Untereinheiten zusammengesetzt ist. In der Natur ist Glucose (Traubenzucker) ein (Bio-)Monomer, aus dem viele (Bio-)Polymere wie Cellulose, Stärke, Glykogen und Xanthan zusammengesetzt sind. Auch Hyaluronsäure, Alginsäure und Pektine sind typische Biopolymere. Die resistenteren unter ihnen sind Holz, Baumwolle, Wolle, Seide, Haare, Fingernägel und Chitin. Letztendlich gehören auch die nichtabbaubaren Erdöle und Erdwachse dazu.

Synthetische Polymere (Kunststoffe, Plastik) kommen in den unterschiedlichsten Varianten vor, die schnell, langsam oder gar nicht abbaubar sind. Sie können dabei wie die Biopolymere wasserlöslich oder wasserunlöslich sein. Man unterscheidet lineare Polymere, vernetzte Crosspolymere und die aus mehreren unterschiedlichen Monomeren aufgebauten Copolymere.

 

Entsorgung & Recycling

Die Produktion von Kunststoffen hat in den letzten Jahrzehnten exponentiell zugenommen und weltweit zu Entsorgungsproblemen und Gewässerverunreinigungen geführt – vor allem auf Seiten der nichtabbaubaren Polymere. In Deutschland, wo auch dermaviduals® produziert wird, zahlen die Kosmetikhersteller für die sachgemässe Entsorgung von Plastikgebinden Gebühren an den Grünen Punkt (Duales System) oder andere Organisationen. Während der grüne Punkt früher auf den Gebinden ausgewiesen wurde, ist dies heute nicht mehr üblich. Kosmetische Gebinde aus Europa tragen deshalb so gut wie nicht zur Verschmutzung der Weltmeere bei.

Ausgediente Kunststoffe werden zum Teil recycelt und auch in der Kosmetik für die Herstellung neuer Behältnisse verwendet. Recycelte Behälter sind wegen der unterschiedlichen Herkunft und Zusammensetzung der Plastikmaterialien aber nicht unproblematisch: Rückstände von schädlichen Zusätzen und Verunreinigungen aus anderen Quellen können nicht ganz ausgeschlossen werden. Es besteht die Gefahr, dass Kosmetik-Präparate die Schadstoffe aus den Gebinden herauslösen und bei Gebrauch Hautreaktionen hervorrufen. Ein besonderes Augenmerk ist diesbezüglich auf Importware zu legen.

 

Mikroplastik

Wenn Kunststoffe aber nicht ordnungsgemäss entsorgt werden, gelangen Teile davon in die Böden und die Gewässer. Dort werden sie nur in Ausnahmefällen durch spezialisierte Organismen abgebaut. In der Regel werden sie über lange Zeiträume spröde und zerfallen schliesslich in immer kleinere Partikel. Es entsteht Mikroplastik.

Während des Zerfalls werden schädliche Weichmacher aus den Plastikmaterialien freigesetzt. Das Mikroplastik nimmt wie ein Mikrofasertuch organische Substanzen auf. Dabei kann es sich um Pestizide oder Schadstoffe handeln, die aus Erdöl stammen. Mikroplastik wird samt der daran haftenden Schadstoffe durch Kleinstorganismen, Fische und Vögel aufgenommen und gelangt so in die Nahrungskette und verursacht dort zum Teil gravierende Störungen.

 

Festpartikel in Kosmetika

Rinse-off-Präparate, d. h. Handreiniger für den gewerblichen Bereich (Werkstätten), mechanische Peelings und Zahnpasten, können kleine Plastikreibekörper (Microbeads) enthalten. Diese Partikel gelangen nach dem Gebrauch direkt in das Abwasser. Durch eine Selbstverpflichtung der kosmetischen Industrie wurden diese Partikel jedoch bis Ende 2020 fast vollständig aus dem Verkehr gezogen. Eine weitere Selbstverpflichtung sieht die Eliminierung von Partikeln in Leave-on-Produkten bis 2028 vor. Davon sind z. B. Puder (Nylon-Partikel), Haarbehandlungsmittel und Komponenten von dekorativen Produkten betroffen.

 

Wasserlösliche Polymere

Neben festen Plastikpartikeln werden in Kosmetika Lösungen von Biopolymeren und synthetischen Polymeren eingesetzt. Darunter befindet sich z. B. die Gruppe der Konsistenzgeber. Sie helfen, kosmetische Produkte in ihrer Viskosität zu regulieren und physikalisch zu stabilisieren, sodass sich Fett- und Wasserphase auch bei langer Lagerung und durch Temperaturschwankungen nicht trennen. Unter den löslichen synthetischen Konsistenzmitteln dominieren die Polyacrylate alias Carbomere. Die Konzentrationen dieser Polymere sind vergleichsweise gering und liegen meist unter einem Prozent. Eine toxische Wirkung geht von ihnen nicht aus. Sie werden in Kläranlagen aus dem Abwasser abgeschieden und wegen ihrer Struktur durch Mikroorganismen zumindest sehr langsam abgebaut. Man hat sie, da es sich um Polymere handelt, häufig mit Mikroplastik in Zusammenhang gebracht. Sie verhalten sich aber völlig anders und spielen bei den Gewässerverunreinigungen keine Rolle. Ausserdem nehmen sie keine Schadstoffe auf wie Mikroplastik. Ähnlich verhält es sich mit Polyethylenglykolen (PEG).

INCI-(Teil-)Bezeichnungen wasserlöslicher Polymere lauten beispielsweise: Sodium Carbomer, Acrylates Copolymer, Acrylates Crosspolymer, Polyethylene Glycol, Polypropylene Glycol (PPG). In Verbindung mit Crosspolymeren findet man auch die Abkürzung VP, die für Vinylpyrrolidon steht. Als Polyvinylpyrrolidon dient es ebenfalls der Konsistenzregulierung in der Kosmetik und als Sprengmittel in der Tablettenherstellung.

 

Quelle: Klein aber gemein - Kunststoffe und Mikroplastik in der Kosmetik von Dr. Hans Lautenschläger