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Weg mit dem Dreck – die richtige Reinigung

Im Laufe eines Tages kommt so allerhand auf die Haut - vieles ungewollt, einiges mit Absicht, den Rest produziert die Haut selbst.

Jede Reinigung hinterlässt Spuren in der Hautbarriere und der Hautflora. Ohne darauffolgende Pflegepräparate wird die Haut tendenziell trockener, da sich der transepidermale Wasserverlust (TEWL) erhöht und natürliche Feuchthaltesubstanzen entfernt werden. Auch die Anfälligkeit gegenüber externen Stoffen (Umwelt, Arbeit, Haushalt) und Sonnenstrahlung kann sich erhöhen. Je tiefer gereinigt wird und je mehr mit Konservierungsstoffen und Desinfektionsmitteln gearbeitet wird, umso mehr leidet zwangsläufig auch die Hautflora. Dementsprechend werden der Säuremantel geschwächt und Infektionen erleichtert. Diese Vorgänge muss man bei der Auswahl der Reinigungsmittel immer im Auge haben.

 

Wie in alten Zeiten

Die ältesten Hautreinigungsmittel sind Wasser und pflanzliche Öle. Mit Wasser können hydrophile Stoffe, mit Ölen lipophile Substanzen angelöst und entfernt werden. Die Kombination von Wasser und Öl wäre für die Hautreinigung ideal, vor allem in Hinblick auf Problemhäute. Doch leider sind Wasser und Öl nicht miteinander mischbar und Produkte mit dem Hinweis "Vor Gebrauch zu schütteln!" nicht verkäuflich. Gefragt sind unkomplizierte Reinigungsmittel, die neben wasser- und öllöslichen auch unlöslichen Schmutz sowie lose Hautschüppchen von der Hautoberfläche entfernen können. Zu diesem Zweck werden zusätzliche, oberflächenaktive Hilfsstoffe verwendet, die Öle und Fettstoffe in Wasser emulgieren können und den Schmutz aufnehmen können.

 

Unnötige Hilfsstoffe

Mittel wie pflanzliche Öle, flüssige Wachse (z. B. Jojobaöl) oder langkettige Säuren dienen der Rückfettung der Haut und sollen eine stärkere Austrocknung verhindern. Sie sind häufig in Baby- und Cremeseifen anzutreffen. Viele Rückfetter bestehen heute unter anderem aus oberflächenaktiven Polyethylenglykol-Derivaten (PEG-Verbindungen). Hier ist Vorsicht bei empfindlicher Haut geboten, da diese Verbindungen als angenehm empfunden werden, aber ähnlich wie Emulgatoren den Aufbau der Lipiddoppelschichten in der Hautbarriere stören können. Personen mit trockener Haut und einer Neigung zur atopischen Dermatitis sollten sie meiden. Für diese Personengruppe sind auch stärker schäumende Produkte wenig geeignet.  

Je stärker wasserhaltig die Produkte sind, umso häufiger sind Konservierungsmittel anzutreffen. Sie sollten aufgrund ihres allergenen Potenzials nicht auf der Haut zurückbleiben, da durch die Reinigung die Barrierefunktion der Haut geschwächt wird, was die Penetration der Konservierungsmittel erleichtert. Alternativ gibt es inzwischen viele konservierungsmittelfreie Produkte, deren so genannte Wasseraktivität niedrig ist und die Vermehrung von Mikroorganismen nicht zulässt.


Um Körpergerüche zu überdecken und ein besonderes Wohlempfinden zu erreichen, werden höhere Konzentrationen an Duftstoffen eingesetzt, während Seifen und Reinigungsmittel, die für die sensible Haut konzipiert sind, eher geringere Mengen oder gar keine Duftstoffe enthalten.

Farbstoffe sind in den meisten Reinigungsmitteln enthalten. Sie gleichen Farbnuancen der Rohstoffe aus und machen die Produkte ansprechender. Spezielle Effekte wie z. B. Perlglanz werden durch Pigmente erreicht.

Unreine oder Akne-Haut wird am besten mit Reinigungsmitteln behandelt, die keine Rückstände hinterlassen, vor allem nicht an den Talgdrüsen-Ausgängen, wobei keratolytische und entzündungshemmende Wirkstoffe und Abrasiva von Vorteil sein können.

Was die Verträglichkeit der Tenside betrifft, gibt es grosse Unterschiede: Kurzkettige Tenside wie Natriumlaurylsulfat können bei längerem Kontakt irritierend wirken, da sie mit Proteinen reagieren.
Langkettige und z. B. auch Zucker-Tenside sind dagegen wesentlich besser verträglich. Der Eigengeruch von Tensiden wird meist mit Duftstoffen überdeckt.

 

Bei sensibler Haut

Bei trockener Haut, Barrierestörungen oder atopischer Haut ist der Gebrauch von Reinigungsmilch zu empfehlen, die ohne Wasser angewandt wird. Dadurch wird der Verlust epidermaler Lipide weitgehend vermieden. Gerade bei atopischer Haut sind Emulgatoren und Tenside bzw. oberflächenaktive Stoffe kontraproduktiv. Für diese Fälle gibt es emulgator- und tensidfreie Reinigungsmilch-Präparate. Hier übernehmen natürliche Membranbestandteile wie Phosphatidylcholin die verbindende Funktion zwischen Wasser- und Ölphase. Sie hinterlassen Fettstoffe auf der Haut und wirken auf diese Weise gleichzeitig hautpflegend. Spezielle Feuchthaltemittel wie Glycerin, Glykole, Sorbitol erhöhen nicht nur die Hautfeuchte, sondern machen auch Konservierungsmittel überflüssig. Der Fettstoffgehalt ermöglicht die schonende Entfernung von Make-up und Camouflage.


Werden Emulgatoren durch Phosphatidylcholin ersetzt, lässt sich das fettende Potenzial grundlegend verbessern.
Tensidfrei sind auch einige Spezialprodukte für die Gesichtsreinigung. Dabei handelt es sich z. B. um Reinigungsmasken auf Heilerde-Basis, mit denen vor allem fettende Haut behandelt wird, oder um Enzym-Peeling-Masken, die neben der Tonerde-Grundlage enzymhaltige Pflanzenextrakte (z. B. aus Ananas und Papaya) enthalten. Im Gegensatz zu den mechanisch wirkenden Peelings mit Abrasiv- Körpern werden in diesem Fall die oberflächlichen Hautschüppchen enzymatisch gelöst. Enzym-Peelings eignen sich insbesondere für die zu Akne neigende Haut und sind wesentlich schonender als Fruchtsäure-Peelings, die nicht selten stärkere Irritationen der Haut auslösen.

 

Weniger ist mehr

Übertriebene Reinigung trocknet die Haut aus. Das ermöglicht eine verstärkte Penetration von Keimen und allergen wirkenden Stoffen aus dem täglichen Umfeld. Besonders schonend sollte die Hautreinigung in sensiblen Bereichen wie z. B. der Analregion erfolgen, da gerade dort ein feuchtes Mikroklima bakterielle Infektionen und damit verbundene Hautbarrierestörungen fördert.

 

Quelle: Hautreinigung - Die richtige Wahl / Gesichtsreinigung - Inhaltsstoffe & Geräte von Dr. Hans Lautenschläger